Bäume sind Nanitos Freunde. Hier sitzt er in der alten Eiche und denkt über all die spannenden Dinge nach, die die Eichenpriester früher wussten.
Bäume sind Nanitos Freunde. Hier sitzt er in der alten Eiche und denkt über all die spannenden Dinge nach, die die Eichenpriester früher wussten.

Die heiligen Bäume der Kelten

Bäume oder Haine wurden in der ganzen Welt ( und werden mancherorts immer noch ) als Sitz der Götter oder anderer übernatürlicher Wesen verehrt. Auch den Kelten waren die Bäume heilig. Hinweise dazu findet man in den Aufzeichnungen der Römer und Griechen, in den Mythen und Sagen, in Gedichten und Liedern. In den Einfriedungen der Kelten, den sogenannten Viereckschanzen, fanden Archäologen überall die Spuren von Kultbäumen. Für die Druiden - die keltischen Priester und Philosophen - symbolisierte der Baum die kosmische Ordnung und war Ausdruck des Lebens.


1. Die Eiche galt als Hauptbaum der Götter, denn auf ihr wuchsen die beliebten Misteln, darum werden die Druiden auch oft Eichenpriester genannt. Die religiöse Bedeutung der Eichen ist daran zu erkennen, dass das keltische Wort Druide für Priester von duir abgeleitet ist, was Eiche bedeutet. Laut dem Römer Plinius dem Älteren ( 23/24 - 79 n.Chr. ) war Eichenlaub bei jeder keltischen Kulthandlung unentbehrlich. Kleine Eichenlaubkränze sowie einzelne Eichenholzstücke wurden auch im Haus zum Schutz vor Zauberei aufbewahrt.

Während der Christianisierung versuchte man durch Fällen der Baumheiligtümer des Brauches Herr zu werden. Als dies nicht gelang, begann man nun Marienstatuen an und in den Eichen aufzustellen. Anstelle der Bäume sollte jetzt die Gottesmutter angebetet werden. Dennoch überlebten einzelne Eichenkulte, teilweise sogar bis in die Neuzeit. In vielen Regionen Europas ist beispielsweise der „Gang durch den Baum“ noch bekannt. So wie der Baum über einer Öffnung oder einer gegabelten Wurzel zusammenwächst und im oberen Stammbereich wieder völlig heil und gerade ist, so sollten auch Brüche an menschlichen Gliedern zusammenwachsen, wenn man bei Vollmond kranke Kinder durch die Öffnung einer Eiche reichte. Für die Kelten war der „Gang durch den Baum“ gleich-bedeutend mit einer Wiedergeburt, einem Neubeginn. So haben auch die Wörter Tür und Tor ihren Ursprung im keltischen Wort duir.

Symbolisch steht die Eiche für die Ewigkeit, denn ein Eichenleben umfasst etwa 30 Menschengenerationen.


2. Die Linde war der Gerichtsbaum. Hier traf man sich zu Versammlungen und Beratungen, denn sie galt als Sitz der guten Geister. Die Kelten glaubten, dass unter Linden das Licht der Wahrheit an den Tag komme. Es hieß, dass ihr Duft die Richter milde und die streitenden Parteien versöhnlich stimme, so hoffte man unter ihrem Blätterdach gerechte Urteile zu fällen.

Noch heute kann man vor alten Rathäusern mächtige Linden sehen. Später wurden die alten Lindenbäume, die meist in der Dorfmitte standen, zu Tanz – und Feierbäumen. Im Geäst sehr großer Exemplare errichtete man oftmals das Podest für die Musikkapelle.

Nicht selten wurde die Dorflinde mit einer Rundbank versehen, wo man sich zum abend-lichen Gespräch zusammenfand. Der gesellige Aspekt der Linde kommt heute noch in den Namen vieler Gasthäuser zum Ausdruck.

Die Blüten der Linde duften süß und ihre Blätter haben die Form von Herzen, von jeher  gilt der Baum als Symbol der Liebe.


3. Der Apfelbaum steht seit keltischer Zeit in Verbindung mit der Anderswelt. Geoffrey of Monmouth nennt die berühmte Insel Avalon aus den Artusmythen in seiner Historia Regum Britanniae ( 1135 ) auf lateinisch Insula Avallonis; in seiner 1150 verfassten Vita Merlini wird der Ort Insula Pomorum ( Apfelinsel ) genannt. Avalon kommt von kymrisch abal ( Apfel ) oder aball ( Apfelbaum ). Eine Braut trug am Tag der Vermählung einen kleinen Apfel auf der Brust. Noch vor Mitternacht, sollte sie ihn mit ihrem Gemahl teilen und sie würde ihre Kinder später ohne Probleme zur Welt bringen. Die Kelten mit ihrem Empfinden für Formsymbolik sahen in den runden Früchten Sinnbilder der Vollkommenheit von Erde und Kosmos. In Mitteleuropa kannte man allerdings bis zur Ankunft der Römer nur den säuerlichen, drei bis fünf Zentimeter kleinen Holzapfel. Als sich die römischen Legionen niederließen, wurden die ersten veredelten Apfelsorten aus Rom gebracht und hier heimisch gemacht. Bis in die Zeit weit nach dem Mittelalter empfahl man den sauren wie den süßen Apfel als Heilmittel bei vielen Leiden. Heute weiß man, neben Vitamin C und organischen Säuren sind im Apfel Pektine enthalten. Diese Quellstoffe können Wasser und Giftstoffe binden. Ein Tee aus Apfelschalen hilft gegen Durchfall und wirkt harntreibend.

Der Apfelbaum gilt als Symbol der Fruchtbarkeit.


4. In der Birke manifestierte sich Brigit, die keltische Patronin der Heilkunde. Die Bezeichnung „Birke“ geht auf das indogermanische Wort Bhereg zurück, was so viel wie „umhüllender Glanz“ bedeutet. Damit war eine freundliche, in Licht gehüllte Göttin gemeint, eine Göttin voller Heilkraft. Die Druiden erkannten in der jungen Birke die  Merkmale des Neuanfangs, deshalb brachten verliebte Kelten ihrer Angebeteten frische Birkenzweige mit. Das keltische Wort „Beth“ für die Birke war auch der erste Buchstabe des keltischen Baumalphabets. Gleichzeitig symbolisierte die Birke den ersten Monat  des Baumkalenders, der am 24. Dezember begann.

Das Zeichen der Birke ist die Reinheit. Mit Birkenbesen sollten ungebetene Geister aus den heiligen Bezirken vertrieben werden. Auch die meisten keltischen Kultgegenstände wie Trommeln und Masken wurden aus Birkenholz hergestellt. Verstorbene bekamen für die Reise ins Jenseits vor der Bestattung einen konisch geformten Hut aus Birkenrinde aufgesetzt.

Die druidischen Heiler machten sich den auf Birken wachsenden Zunderschwamm, - er eignet sich zum Feuermachen, - zunutze. Auf dem Schwamm wurde ein hohler Stab, meist Eschenholz, so schnell gequirlt, bis der Schwamm zu glühen begann. Sie legten kleine glimmende Teile des Schwammes auf schmerzende Körperstellen, damit die Krankheit an dieser Stelle den Körper verließ.

Mythologisch gilt die Birke als Baum des Schutzes. Noch in unserer Zeit dienen Birken manchmal als Markierungen an unbeleuchteten Straßen, da sie durch ihre helle Rinde bei Dunkelheit gut zu erkennen sind.


5. Die Eberesche oder Vogelbeere gilt neben den Zweigen der Haselnuss als bestes Wünschelrutenholz. Die keltischen Druiden sprachen ihr die Kraft zu, vor Hexenzauber und Blitzschlag zu schützen. Aus Vogelbeerholz stellten sie ihre Zauberstäbe her. In Gräbern fand man Reste von Zweigen, vermutlich als Schutzbeigabe gegen Unheil. Vielleicht aber auch, um den Toten sicher ins Jenseits zu begleiten, denn man glaubte, dass jemand, der ein Stück Vogelbeerholz bei sich trug, sich niemals verirren könnte. Auch die Zimmerer von Schiffen und Booten verwendeten das Holz, hauptsächlich für den Bug. So sollten Boot und Besatzung sicher ans Ziel gelangen. Im Herbst wurden die Laubbäume von den Priestern genauestens beobachtet, trug er viele Beeren, bedeutete es einen harten Winter mit viel Schnee.

In der keltischen Heilkunde war die Eberesche mit ihren leuchtend roten Beeren ein Inbegriff der Fruchtbarkeit, sie verhalf zu Kindersegen. Allerdings sind die rohen Früchte wegen ihres Gerbstoffanteils nicht sonderlich genießbar, enthalten aber viel Vitamin C und waren früher als Mittel gegen Skorbut hoch geschätzt. Heute finden die Beeren gerne als Gelee Verwendung.

Die Eberesche gilt als Symbol des Wiedererwachens und steht für den Sieg des Lichts über die Dunkelheit, da sie im Frühling zu den ersten austreibenden Baumarten gehört.


6. Die Erle wächst oft an feucht-sumpfigen Gewässerrändern. Vom Nebel eingehüllt kann sie etwas Unheimliches ausstrahlen. „Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht? Siehst Vater du, den Erlkönig nicht?“  In der naturmagischen Ballade Goethes kann man

gut die Stimmung nachempfinden, die seit jeher von diesem Baum ausgegangen ist. Die Dänen nennen den Baum nicht umsonst Ellerkonge – Elfenkönig. Auch die Kelten glaubten, dass in den Erlen Naturgeister zu Hause sind. Wenn man eine Erle fällt, färbt sich das innere Holz rot, so als ob der Baum blute. Für die keltischen Krieger war es das Blut ihrer weisen alten Erlengöttin und sie bemalten sich damit furchterregende Gesichter. Für die späteren Christen bedeutete der blutende Baum, dass Jesus´ Kreuz aus diesem Holz gewesen sein musste. So wurde die Erle schnell zum bösen, von der Hexe bewohnten, Teufelsbaum herabgewürdigt. Im Volksglauben basieren Schutzmittel häufig auf dem Prinzip des Gegenzaubers, deshalb dienten Erlenzweige in Haus und Stall zum Schutz gegen Hexerei. Da die jungen Erlenzweige klebrig sind, wurde ihnen eine Wirkung gegen Flöhe und Wanzen zugeschrieben. Von den Druiden in Wales ist überliefert, dass sie aus den Blättern einen Absud herstellten, der bei Wassersucht helfen sollte. Fuß- bäder aus den Blättern wurden bei kalten Füßen angewendet. Medizinisch fand die Erle sonst jedoch kaum Verwendung.


7. Die Haselnuss. Von den Druiden weiß man, dass sie ihren Regenzauber mittels eines Haselstabes vollzogen. Überhaupt soll sich das Holz hervorragend zur Herstellung von Zauberstäben eignen. Noch heute werden Haselzweige gerne von sensitiven Rutengängern bei der Suche nach Wasseradern benutzt, da sie sich von allen europäischen Hölzern am besten zur Herstellung von Wünschelruten eignen. Die Haselnuss nimmt Energien von außen so auf, dass der Benutzer sie gut spüren kann.

Symbolisch steht die Haselnuss für die Fruchtbarkeit. Die Kelten glaubten, dass der Gott des Waldes Haselzweige mit sich trug, wenn er zur Wintersonnenwende die Menschen besuchte. Ein leichter Schlag mit solch einer Rute könne Paare zeugungs- und gebärfähig machen. Deshalb hing bei Eheleuten mit Kinderwunsch nicht selten ein Hasel- zweig über der Schlafstätte. Gleichzeitig erhoffte man sich Schutz vor bösen Mächten. Im Volksglauben hat sich die Ansicht erhalten, dass Haselzweige Schlangen vertreiben können, deshalb gab man Kindern früher Haselnussruten mit, wenn sie in Wald und Feld spielten.


8. Dem Holunder wurde in ländlichen Gegenden zu allen Zeiten großer Respekt entgegengebracht. Er galt bei den Kelten als eine Art Tor zur Anderswelt. In den Volksmärchen wird der Hollerbusch mit Frau Holle in Verbindung gebracht, der Chefin aller Elfen und Zwerge. Um die unterirdischen Wesen milde zu stimmen und für die partnerschaftliche Zusammenarbeit zu gewinnen, brachten die Kelten Opfer unter Holunderbüschen dar. Im Volksglauben blieb die Ansicht erhalten, dass der Holunder die wohlgesinnten Hausgeister beherberge. Er wurde als Lebensbaum angesehen, deshalb brachte das Aushacken oder Verstümmeln eines Busches Unglück oder Tod. Der Hollerstrauch galt als Abwehrmittel gegen schwarze Magie und Hexen, schützte vor Feuer und Blitzeinschlag. Man sollte unter ihm vor Schlangenbissen und Mückenstichen sicher sein. Sein hohes Ansehen ließ den Strauch in vielen Hausgärten heimisch werden und man verehrte ihm das Sprichwort: „Wenn du an einem Holunderbusch vorbeigehst, verneige dich und zieh deinen Hut."


9. Der Schlehdorn oder Schwarzdorn genannt, war bei den Kelten der Baum des Kampfes, denn aus dem Holz stellte man die Waffen her. Noch heute glaubt man in vielen ländlichen Regionen, dass es Unglück bringt, wenn man einen Schlehenzweig mit ins Haus nimmt. Für die Christen war der Busch seit eh und je negativ besetzt. Es war schließlich der Schwarzdorn gewesen, aus dem man Jesus die Dornenkrone geflochten hatte. Eine Legende erzählt, dass der Weißdorn bei einer Versammlung der Bäume den Schwarzdorn als böse hinzustellen versuchte. Er sei mit Schuld am Leiden des Gekreuzigten. Der Schwarzdorn jedoch betonte, dass er sich verzweifelt gegen das Benutzwerden gewehrt habe, es jedoch nicht verhindern konnte. Jesus selbst habe gesagt, dass ihn keinerlei Schuld treffe, und er solle zum Zeichen seiner Unschuld in jedem Jahr in einem herrlichen weißen Kleid erblühen. Der Weißdorn schämte sich wegen seiner Beschuldigung so sehr, dass er rot wurde. Seit dieser Zeit tragen seine Blüten einen rötlichen Schimmer.

Die Druiden erkannten schon damals die beiden Gegensätze, die der Pflanze innewohnen. Einerseits hat sie abweisende spitze Dornen, andererseits entfaltet sie diese wundervolle weiße Blütenpracht. In der Schlehe selbst entsteht ein Ausgleich zwischen dunklen und hellen Kräften. Heilkundlich weist diese Charakteristik auf Krankheiten hin, wo zur Rettung des Patienten dieser Ausgleich nötig ist – also an der Nahtstelle zwischen Leben und Tod, wie zum Beispiel bei Herzerkrankungen. In der Naturheilkunde finden sowohl die Blüten als auch Rinde und Früchte vielseitig Verwendung. Der Blütenaufguss wird besonders bei Kindern bei Durchfallerkrankungen, bei Blasen- und Nierenproblemen und Magenbeschwerden eingesetzt. Schlehenelixier gilt als geeignetes Stärkungsmittel nach Infektionskrankheiten.


10. Die Weide wächst oft an Flussufern. Im Morgennebel hat sie wie die Erle etwas Geheimnisvolles, ein bisschen Unheimliches. Unsere Vorfahren haben den Baum immer mit Hexen und Zauberern in Verbindung gebracht. Die Kelten vermuteten in hohlen Weidenstämmen die Eingänge zur Unterwelt.

Auffallend an der Weide ist ihre starke Regenerationskraft. Obwohl ihre Äste schnell brechen und ihr Holz eher fault als das anderer Bäume, man kann ihre Zweige abschneiden, so oft man will, sie treibt immer wieder aus. Deshalb stand die Weide symbolisch für Stärke, die aus vermeintlicher Schwäche erwächst. Die Weide wächst oft in kaltem Wasser. Feuchtigkeit, Eis und Frost machen ihr nichts aus, daraus schlossen die Druiden, dass sie bei Fieber, Entzündungen und Schmerzen große Heilwirkung zeigen musste. Später stellte sich heraus, dass Weiden Glykosid Salicin enthalten, eine Vorstufe der Salicylsäure, der Grundstoff eines Schmerzmittels, das wir heute als Aspirin kennen.


Quellen:

Krämer, Claus: Die Heilkunst der Kelten, 7 Auflage, Darmstadt 2010

Martin, Elizabeth: Bäume - Erkennen und Bestimmen, Larousse plc., Zug

Wikipedia


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