Als Nanito eine rätselhafte blaue Zauberblume geschenkt bekommt, weiß der Professor sofort: „Die blaue Blume steht sinnbildlich für die Sehnsucht nach der Ferne und ist ein Symbol der Wanderschaft. - Wie passend, junger Freund. . .“
Als Nanito eine rätselhafte blaue Zauberblume geschenkt bekommt, weiß der Professor sofort: „Die blaue Blume steht sinnbildlich für die Sehnsucht nach der Ferne und ist ein Symbol der Wanderschaft. - Wie passend, junger Freund. . .“

Die blaue Blume

Die blaue Blume ist eng  mit dem Geist der Romantik verbunden ( Ende 18. bis Mitte 19. Jahrhundert ). Gefühl, Phantasie, Erleben und Sehnsucht wurden damals groß geschrieben. Romantiker waren hauptsächlich junge Männer, oft Studenten. Typisch war die Sehnsucht nach etwas Fernem und Unerreichbaren: Nach fernen Kulturen wie dem Morgenland mit seiner Mystik oder nach längst vergangenen Zeiten, die mächtig aufgewertet wurden. Sie fühlten sich von alten Ruinen, der Nacht und dem Übernatürlichen angezogen. „Zurück zur Natur“ hieß der Slogan.

 

Einer der Wegbereiter dieser Bewegung war der Philosoph Jean Jacques Rousseau ( 1712 -1778 ), ein leidenschaftlicher Wanderer. Als junger Mann vagabundierte er wie ein Handwerksgeselle über die Landstraßen zwischen Genf und Lyon, Turin und Paris. Dieser Liebe zum Wandern blieb er sein ganzes Leben lang treu.Wandern ist für mich ein Bedürfnis. Eine Fußreise bei schönem Wetter und in einer schönen Gegend zu machen, ohne Eile zu haben..., ist von allen Arten zu leben am meisten nach meinem Geschmack.“

 

Für die Oberschicht war bis dahin nur die Fortbewegung zu Pferd oder in der Kutsche standesgemäß. Man reiste, um anzukommen. Rousseau nun machte das Wandern gesellschaftsfähig. Durch ihn bekam das Erleben von Landschaft und Natur eine neue Bedeutung. Gießbäche, Felsen, schroffe Pfade und dunkle Wälder, die bisher als Wildnis galten, erklärte man jetzt für schön. Rousseaus Loblied ließ eine ganze Generation europäischer Jugendliche den Rucksack packten, um beim Wandern über den Sinn des Lebens zu philosophieren. Die ersten Romantiker um 1800 waren sehr jung und man kann sie als erste Jugendrevolte Europas bezeichnen. Es gibt deutlich Parallelen zur Hippykultur 150 Jahre später.

 

Der Dichter Novalis drückte den damaligen Zeitgeist so aus: "Die Welt wird Traum, der Traum wird Welt." Novalis war es auch, der das Symbol der blauen Blume als erster - inspiriert durch ein Bild seines Freundes Friedrich Schwedenstein - in seinem Romanfragment Heinrich von Ofterdingen verwendete:

 

"Der Jüngling lag unruhig auf seinem Lager; und gedachte des Fremden und seiner Erzählung. Nicht die Schätze sind es, die ein so unaussprechliches Verlangen in mir geweckt haben, sagte er zu sich selbst; fern ab liegt mir alle Habsucht: aber die blaue Blume sehn´ ich mich zu erblicken."

 

Er schläft ein und beginnt zu träumen. Im Traum durchreist er fremde Gegenden, bis er schließlich am Fuße eines Berges die Öffnung eines Ganges erblickt. Er betritt eine Höhle mit einem Wasserbecken, das er durchschwimmt bis zum anderen Ufer:

 

Was ihn aber mit voller Macht anzog, war eine hohe lichtblaue Blume, die zunächst an der Quelle stand, und ihn mit ihren breiten, glänzenden Blättern berührte. Rund um sie her standen unzählige Blumen von allen Farben, und der köstliche Geruch erfüllte die Luft. Er sah nichts als die blaue Blume, und betrachtete sie lange mit unnennbarer Zärtlichkeit. Endlich wollte er sich ihr nähern, als sie auf einmal sich zu bewegen und zu verändern anfing; die Blätter wurden glänzender und schmiegten sich an den wachsenden Stengel, die Blume neigte sich nach ihm zu, und die Blütenblätter zeigten einen blauen ausgebreite- ten Kragen, in welchem ein zartes Gesicht schwebte. Sein süßes Staunen wuchs mit der sonderbaren Verwandlung, als ihn plötzlich die Stimme seiner Mutter weckte, und er sich in der elterlichen Stube fand, die schon die Morgensonne vergoldete..."

 

Die Symbolik der blauen Blume hat danach viele Künstler inspiriert. Sie begegnet uns in Gedichten, Erzählungen und natürlich im Märchen, dem literarischen Ideal der Romantik. Auch in der Malerei hat die blaue Blume ihren Platz gefunden. Dem Geist der Romantik war der Maler Philipp Otto Runge ( 1777 - 1810 ) innig verbunden. Er malte zwei Versionen der blauen Blume unter dem Titel "der Morgen". Auf beiden Bildern ist ein Blütenkelch vor dem Nachthimmel zu sehen.

 

In der Eifel war es der Düsseldorfer Landschaftsmaler Fritz von Wille (1860–1941), der der blauen Blume Unsterblichkeit verlieh. 1906/1907 malte er unter diesem Titel eine Ansicht der Kapelle am Totenmaar mit einem Hang voller blauer und weißer Blumen im Vordergrund. Das Bild wurde 1908 von Kaiser Wilhelm II. erworben und trägt bis heute zum Ruhm des Eifelmalers bei.

 

Quellen:

Vom Wandern - Neue Wege zu einer alten Kunst, Ulrich Grober, Frankfurt a. M., 2006

Sofies Welt, Jostein Gaarder, München 1998

Wikipedia

 

 

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